Die Verbindung von genetischen und Lifestyle-Risiken mit kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Krankheits- und Todesursachen, die von genetischen und Lifestyle-Faktoren verursacht werden. Studien lassen vermuten, dass die genetisch bedingten Erkrankungsrisiken durch ein besseres Gesundheitsverhalten beeinflusst werden können. Khera et al. konnten zeigen, dass die Kombination aus genetischen Risikofaktoren und Lebensstil das Risiko für koronare Herzkrankheiten (KHK) bestimmt. Patienten mit einem schlechten Gesundheitsverhalten verdoppelten ihr KHK-Risiko im Vergleich zu Patienten mit einem guten Gesundheitsverhalten bei einem vergleichbaren genetischen Risiko. Genetische und Lifestyle-Faktoren scheinen, unabhängig voneinander zum KHK-Risiko beizutragen.
Said et al. haben in der aktuellen Studie untersucht, ob ein schlechter Lebensstil mit einem vergleichbaren Risikoanstieg bei Personen mit einem niedrigen, mittleren oder hohen genetischen Risiko verbunden ist. Hierzu haben sie die kombinierten Lebensstil-Faktoren innerhalb genetischer Risikogruppen für KHK, Vorhofflimmern, Schlaganfall, Bluthochdruck und Typ 2 Diabetes und ihre Interaktionen mit dem genetischen Risiko untersucht. Sie bedienten sich hierzu der britischen Biobank-Kohorten-Studie, die mehr als 500.000 Teilnehmer im Alter von 40 bis 70 Jahren umfasst, die von 2006 bis 2010 in 22 Assessment Centern in Großbritannien rekrutiert wurden. Insgesamt 339.003 nicht verwandte Personen weißer britischer Abstammung mit verfügbarem Genotyp und übereinstimmenden genetischen Daten und berichtetem Geschlecht wurden in die Studie aufgenommen. Die Daten wurden zwischen April 2006 und März 2015 analysiert.
Die Erfassung der Risiken für neu auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes im Zusammenhang mit genetischen Risiken und Lebensstil-Faktoren wurden als Ergebnisziele definiert. Das genetische Risiko wurde als gering (Quintil 1), mittel (Quintil 2-4) oder hoch (Quintil 5) eingestuft. Innerhalb jeder genetischen Risikogruppe wurden die Risiken von Ereignissen, die mit einem idealen, mittleren oder schlechten Gesundheitsverhalten verbunden sind, analysiert und mit einem geringen genetischen Risiko in Kombination mit einem idealen Lebensstil verglichen.
Von den 339.003 rekrutierten Personen waren 181.702 (53,6%) weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 56,86 (SD ± 7,99) Jahre. Während der Nachuntersuchung entwickelten 9.771 von 325.133 Teilnehmern (3,0%) eine koronare Herzkrankheit, 7.095 von 333.637 (2,1%) ein Vorhofflimmern, 3.145 von 332.971 (0,9%) einen Schlaganfall, 11.358 von 234.651 (4,8%) einen Bluthochdruck und 4.379 von 322.014 (1,4%) einen Diabetes. Genetisches Risiko und Lebensstil waren unabhängige Prädiktoren für ein unerwünschtes Ereignis. Verglichen mit einem idealen Lebensstil in der Gruppe mit einem niedrigen genetischem Risiko war ein schlechter Lebensstil bei hohem genetischen Risiko mit einer Hazard Ratio von 4,54 (95% CI, 3,72-5,54) für eine koronare Herzkrankheit, 5,41 (95% CI, 4,29-6,81) für Vorhofflimmern, 4,68 (95% CI, 3,85-5,69) für Bluthochdruck, 2,26 (95% CI, 1,63-3,14) für einen Schlaganfall und 15,46 (95% CI, 10,82-22,08) für Diabetes verbunden.
Ein schlechter Lebensstil zeigte log-additive Auswirkungen auf das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen und Diabetes. Die relativen Auswirkungen eines schlechten Lebensstils auf das Erkrankungs-Risiko waren zwischen den einzelnen genetischen Risikogruppen vergleichbar. Verhaltensänderungen sollten durch umfassende Ansätze gefördert werden, wobei Hoch-Risikopersonen auf der Grundlage ihres genetischen Risikos definiert werden können.
Kommentar:
Genetische und Lebensstil-Faktoren tragen zum individuellen KHK-Risiko bei. Frühere Studien, in die keine genetischen Belastungen eingegangen sind, haben gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil sich allgemein günstig auf das koronare Risiko und den Diabetes auswirkt. Ein gesunder Lebensstil ist, wie jetzt die Studie von Said et al. unter Berücksichtigung genetischer Risikofaktoren zeigt, von zentraler Bedeutung für die Verringerung des individuellen kardiovaskulären Risikos. Die Autoren haben erstmals den Zusammenhang zwischen dem Gesundheitsverhalten und dem genetischen Risiko für einzelne Erkrankungen, Vorhofflimmern, Schlaganfall, Bluthochdruck und Diabetes untersucht. Die Ergebnisse entsprechen den Ergebnissen von Khera et al., die bereits zeigen konnten, dass selbst bei Probanden mit einer hohen genetischen Belastung ein gesunder, im Vergleich zu einem ungesunden Lebensstil, sich das relative koronare Risiko halbiert. Ein gesunder Lebensstil ist, auch bei Vorliegen individueller genetischer Risikofaktoren, die Voraussetzung für ein gesünderes Leben.
Text: Dr. med. Jürgen Hower, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Quellen: Said, MA et al. Associations of Combined Genetic and Lifestyle Risks with Incident Cardiovascular Disease and Diabetes in the UK Biobank Study. JAMA Cardiol 2018 Jun 27 (Epub ahead of print)
Khera, AV et al. Genetic Risk, Adherence to a Healthy Lifestyle, and Coronary Disease. N Engl J Med 2016 Dec 15; 375(24): 2349-2358
Chomistek, AK et al. Healthy Lifestyle in the primordial prevention of cardiovascular disease among young women. J Am Coll Cardiol 2015 Jan 6; 65(1): 43-51
Liu et al. Influence of Lifestyle on Incident Cardiovascular Disease and Mortality in Patients With Diabetes mellitus. J Am Coll Cardiol 2018 Jun 26; 71(25): 2867-2876
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